Großformat

Großformatkameras machen durch ihr Erscheinungsbild neugierig, aber nicht immer bleibt beim Fotografieren vor Ort ausreichend Zeit, um alle Fragen zu dieser faszinierenden Art des Fotografierens zu beantworten. Einige davon versuche ich nachfolgend zu beantworten.

Was ist Großformatfotografie überhaupt?

An der Definition von „Großformat“ scheiden sich die Geister. Manch einer vertritt die Meinung, dass nur Planfilmformate (eng. „sheetfilm“) ab einer Größe von 9x12cm (Länge mal Breite des fotografischen Materials) „echtes“ Großformat sind, andere zählen z.B. auch 6x17cm in 120er Rollfilm dazu. Das können Filme (negativ wie positiv), Positivpapiere sowie Fotopapier sein – aber auch Glas- und Metallplatten. Ich persönlich nutze die Formate 9x12cm, 4x5in und 8x10in. Weiterhin habe ich ein Rollfilm-Rückteil im Einsatz, mit dem ich 6x12cm fotografieren kann. Und ja – es geht noch größer. Alles über 8x10in nennt man „Ultra Large Format“. Die oben genannten Formate sind Standards, für die man auch noch Filmmaterial kaufen kann. Grundsätzlich kann man sich jedes Format vorstellen und die entsprechenden Kameras und Filmmaterialen dafür selbst herstellen.

Filmfotografie? Kriegt man da überhaupt noch Filme dafür?

Ja – die gibt es glücklicherweise weiterhin, wobei es ein breites Angebot eigentlich nur noch bei Schwarz-Weiß-Filmen gibt. Farbfilme werden immer weniger auf dem Markt, da ihre Produktion aufwändig und oftmals das Know-how dafür nicht mehr vorhanden ist. Über die Preise darf man allerdings nicht nachdenken – die entwickeln sich nur in eine Richtung. Dennoch: die Nachfrage nach Filmmaterial steigt seit einigen Jahren wieder – vielleicht wird sich das auch mittelfristig auf das Angebot auswirken.

Hat es für eine Digitalkamera nicht gereicht?

Doch – die habe ich auch. Allerdings ist das eher Gebrauchsfotografie für mich. Filmfotografie – insbesondere im Großformat – entschleunigt ungemein und zwingt dazu, sich ausgiebig mit der Komposition seiner Motive zu beschäftigen. Nicht zuletzt die Kosten des Filmmaterials regen zum präzisen und bewussten Arbeiten an.

Wirklich nur in Schwarz-Weiß? Farbe ist doch auch schön.

Für Farbaufnahmen nutze ich meine Digitalkamera. Dennoch: in meinem Gefrierschrank lagern schon seit Jahren einige wenige Farbplanfilme. Wirklich gereizt hat mich deren Belichtung bisher aber noch nicht – nicht zuletzt wegen den Kosten einer Entwicklung.

Wie kann man nur freiwillig so eine große/schwere Kamera rumtragen?

Wenn man 8×10-Kameras außen vorlässt, so ist eine 4×5-Kameraausrüstung inkl. einiger Objektive definitiv nicht größer und schwerer als eine digitale Ausrüstung. Wer entwickelt denn die Filme? Die Filme entwickle ich alle selbst – im heimischen Badezimmer. Auch Vergrößerungen von 9x12cm- und 4x5cm-Negativen erstelle ich selber – bei 8x10in kommen hingegen Kontaktabzüge zum Einsatz. Es gibt aber auch noch Fotolabore, denen man seine Planfilme (auch in Farbe) senden kann. Allerdings ist die Entwicklung von Schwarz-Weiß-Film wirklich simpel, so dass sich die Fremdentwicklung hier nur selten lohnt.

Und dann scannen, oder was?

Ich scanne nicht alles – das Ziel ist der Abzug oder Druck auf Papier. Und damit meine ich nicht den Ausdruck auf dem Fotodrucker, sondern die Vergrößerung in der Dunkelkammer oder den Einsatz alternativer Druckverfahren.

Wie viele Fotos kann man denn auf einmal machen?

Das hängt von der Anzahl der Planfilmkassetten ab, die man mit sich herumtragen möchte. Im Schnitt mache ich im Format 4x5in 4-6 Fotos auf einer Tour – das kann ich auch in einer Entwicklungsdose auf einmal entwickeln.

Wo kann man denn die Fotos und Drucke sehen?

Fotos und auch Drucke sind bei Flickr zu sehen. Diese sind analog entstanden und dann zum Zwecke der Veröffentlichung digitalisiert worden.

Ist das denn nicht teuer?

Teuer ist relativ. Selbstverständlich ist die analoge Fotografie – lässt man mal die „Hardware“ außen vor – teurer als die digitale Fotografie. Das Ziel meiner Fotografie ist aber nicht die Produktion eines möglichst kostengünstigen Abbilds der Realität, sondern vielmehr ein intensives Auseinandersetzen mit den Motiven bis hin zur fertigen Ausarbeitung auf Papier. Mir persönlich ist das mit der digitalen Fotografie nie gelungen, die Großformatfotografie ermöglicht mir hingegen genau diese Arbeitsweise. Das muss aber natürlich nicht für Jede(n) gelten.

Ist das denn nicht einfach nur langsam? Ich will doch direkt sehen können, was ich fotografiert habe.

Das macht es gerade so spannend. Die Fotografie entsteht schon vorher im Kopf. Am Ende hofft man dann natürlich, dass man seine Idee hat umsetzen können. Das direkte Feedback auf dem Display der Digitalkamera verleitet eher zu einem Try-and-Error-Vorgehen. Und wer einmal unter einem Dunkeltuch auf eine Mattscheibe einer Großformatkamera geschaut hat, sieht die fotografische Welt sowieso anders.

Wie alt ist so eine Kamera? Werden die noch gebaut?

Kameras gibt es in allen Altersklassen und auch in verschiedensten Bauformen. Neben einer Vielzahl historischer Modelle, die auch immer noch gerne eingesetzt werden, gibt es zahlreiche Unternehmen, die neue Modelle entwickeln. Und viele Fotografen – gerade im Ultra Large Format – bauen sich ihre Kameras selbst.

Welche Objektive verwendet man denn da?

Es gibt zahlreiche Unternehmen, die zumindest in der Vergangenheit Großformatoptiken produziert haben. Entsprechende Optiken werden allerdings kaum noch neu gebaut, sondern vielmehr über den Gebrauchtmarkt erworben. Die älteste meiner Optiken ist mehr als 100 Jahre alt und funktioniert tadellos – das nenne ich nachhaltig! Die Optiken bestehen zumeist aus vier Bestandteilen – einer Linsengruppe, die vorne aus der Kamera herausragt, einem Verschluss zur Belichtungssteuerung, einer Platine (Platte), in die die Optik eingebaut ist, sowie einer Linsengruppe, die im Balgen der Kamera verschwindet. Zum Wechsel einer Optik tauscht man einfach die Platine samt Verschluss und den beiden Linsengruppen. Im Ultra Large Format-Bereich kommen zusätzlich diverse Sonderformen zum Einsatz – so zum Beispiel Optiken aus Vergrößerern oder Projektoren. Diese werden auch schon einmal ohne Verschluss genutzt – die Belichtungssteuerung erfolgt dann „per Hand“.